Das Tor zur Welt weit offen halten: IVH präsentiert Studie zur Verkehrsflussoptimierung von LKW im Hamburger Hafen

Vor der passenden Kulisse des HHLA Container Terminal Burchardkai hat der Vorsitzende des IVH - INDUSTRIEVERBAND HAMBURG E.V., Karl Gernandt, Hamburgs 1. Bürgermeister Ole von Beust eine Studie zur LKWVerkehrsflussoptimierung übergeben. Die IVH-Untersuchung zeigt, dass die prognostizierten Wachstumsraten des Containerumschlags von ca. 9% p.a. bewältigt werden können, wenn sie durch eine Reihe von kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen flankiert werden. Karl Gernandt: „Hamburgs Industrie und Politik müssen gemeinsam die Infrastruktur und die Verkehrssteuerung verbessern, damit die Hafenhinterlandverkehre nicht zum Flaschenhals für das Wachstum des Jobmotors Hafen werden. Deshalb weisen wir nicht nur frühzeitig auf Probleme hin, sondern sagen auch, wie sie gelöst werden sollten.“

Aktuelle Umschlagprognosen erwarten für Europas zweitgrößten Hafen eine Verdoppelung des Hafenumschlagsvolumens bis 2015 auf ca. 222 Millionen Tonnen voraus. Der Containerumschlag wird danach über 13 Millionen TEU in 2010 auf 18 Millionen TEU in 2015 ansteigen. Die Hamburg Port Authority hat daher ein mehrere hundert Millionen € schweres Investitionsprogramm aufgesetzt, um die Kapazitäten der Container-Kais entsprechend auszubauen.

In 2004 wurden rund 3,2 Mio. TEU der umgeschlagenen 7 Mio. TEU auf der Straße durch 1,7 Millionen LKW, also ca. 6.600 LKW pro Tag, transportiert. Bereits
2010 ist mit mehr als 12.000 LKW täglich zu rechnen, was eine erhebliche Belastung der Autobahnen, den Zufahrtswegen sowie auf dem Hafengelände selbst ergibt. Neben der absoluten Zunahme des Schwerlastverkehrs ist auch mit dem verstärkten Auftreten von Verkehrsspitzen (Überschreitung der Leistungsfähigkeit) zu rechnen. Ursache hierfür ist die gestiegene Kapazität von Containerschiffen die nach 8.700 TEU in 1997 zukünftig ca. 10.000-TEU erreichen wird. Dieses wird ohne infrastrukturelle und technische Anpassungen zu einer deutlichen Belastung auch der Innenstadtstraßen durch den Hafenverkehr führen.

Um der Dynamik dieser Entwicklung gerecht zu werden, zeigt die IVH-Studie neben dem Bedarf an kostenintensiven, langfristigen Infrastrukturprojekten auch
kurz- und mittelfristige, kostengünstige Möglichkeiten in den Bereichen Infrastruktur, Informations- und Steuerungssysteme sowie Transportlogistik erhebliche Verbesserungen für den Hafenhinterlandverkehr zu realisieren. Die Optimierung des Verkehrsflusses beginnt dabei schon am Containerterminal selbst. Durch IDCards oder Erfassungssysteme für Containernummern und Kennzeichen ließen sich die Abfertigungszeiten deutlich verkürzen.

Hierbei sind die täglichen Schwankungen im Containeraufkommen besonders zu berücksichtigen, um durch eine beschleunigte Abfertigung an den Terminals die Verkehrssituation zu den Stoßzeiten nicht weiter zu verschärfen. Die IVH-Studie schlägt vor, dieses Problem mittelfristig durch ein Melde- und Verabredungssystem für Transporte zu lösen. So könnten den LKWs Zeitfenster für ihren Transportvorgang zugeteilt und gleichzeitig mittels einer Auslastungsprognose die Speditionen und Fahrer über zu erwartende Abfertigungszeiten informiert werden.

Grundsätzlich müssen die Abfertigung an den Terminals und die Verkehrssteuerung im Hafen miteinander verzahnt werden. Durch moderne lokale Verkehrsabhängigkeiten auf Basis aktueller, durch Detektoren ermittelter Verkehrsdaten, lassen sich auch bei der Anpassung der 38 Lichtsignalanlagen im Hafen erhebliche Effizienzgewinne durch eine Anpassung der Schaltungen an die tatsächlichen Verkehrsströme erzielen. Hierbei ist diese Steuerung über den Verkehrsrechner am Veddeler Damm auch in ein übergeordnetes Verkehrsmanagementsystem der Stadt Hamburg einzubeziehen, um Verkehrsbehinderungen durch Quellen außerhalb des Hafens zu berücksichtigen.

Der IVH empfiehlt in seiner Studie auch eine generelle Verbesserung der Hamburger Verkehrsinformationssysteme über die jeweilige Situation auf den Autobahnen und im Hafen. Ziel ist es, mittelfristig die vorhandenen Systeme um eine dynamische Komponente zu ergänzen. Die Bereitstellung aktueller Informationen und Prognosen für Fahrer, Disponenten und Speditionen soll möglichst frühzeitig erfolgen, um eine Reaktion auf die Verkehrsentwicklung noch zu ermöglichen. Dies sollte durch dynamische Anzeigentafeln an den BAB deutlich vor Hamburg und die direkte Datenübermittlung an die angemeldeten Speditionen erfolgen.

Langfristig sind diese Komponenten aus Sicht des IVH in ein integriertes Verkehrsinformations- und Steuerungssystem Hafen Hamburg (VISS) einzubinden. Ein solches System ist weitestgehend automatisiert bezüglich der Datensammlung, der zielgruppenspezifischen Informationsweiterleitung und der Verkehrssteuerung. VISS ermöglicht somit eine räumliche und zeitliche Entzerrung des Verkehrsaufkommens mit der Folge sinkender Transportzeiten, positiver Umwelteffekte und einer deutlichen Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Hafens. Ein erfolgreich implementiertes VISS hätte Modellcharakter für gesamtstädtische Systeme in Hamburg wie in anderen Wirtschaftsräumen.

Die im IVH-Papier skizzierten konzeptionellen Maßnahmen bedeuten im Vergleich zu den benötigten Infrastrukturmaßnahmen einen deutlich geringeren Investitionsbedarf mit einem sehr guten Kosten- / Nutzungsgrad. Die Studie bietet für Hamburg und seinen Hafen die konzeptionelle Grundlage für ein gemeinsames Vorgehen von Politik und Industrie im Sinn hanseatischer Traditionen.

Bei Rückfragen:
Marc März
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Hamburg, den 19.04.06